Kuratiert von Damiano Robbiani
In Zusammenarbeit mit dem Kulturdepartement und dem historischen Archiv der Stadt Lugano
Im Palazzo Reali ist eine monografische Ausstellung mit Arbeiten des Tessiner Fotografen Vincenzo Vicari zu sehen, der von 1936 bis 1987 in Lugano tätig war. Der chronologisch gegliederte Rundgang zeigt eine sorgfältig kuratierte Auswahl von über 100 Schwarzweiss- und Farbaufnahmen, sowohl Originalabzüge als auch Abzüge von Negativen aus dem Nachlass von Vicari. Seine Motive dokumentieren eindrücklich die Veränderung des Tessins und seiner Bewohner von der ländlich geprägten Welt der unmittelbaren Nachkriegszeit bis hin zum urbanen Tessin der 1980er-Jahre. Vicari zeigt das Tessin ohne Zensur. Von den Postkartenmotiven bis hin zu den überraschenden Momentaufnahmen ist sein Blick weder feierlich noch ästhetisierend. Er dokumentiert schlicht die ihn umgebende Realität, wenn auch manchmal mit einem Anflug von Ironie. Das Tessin Vicaris ist nicht die Idylle, wie sie von den Literaten Francesco Chiesa, Guido Calgari oder Giuseppe Zoppi dargestellt wird. Es ist auch nicht das Tessin der geistigen Landesverteidigung oder der Tourismuswerbung. Auch die vieldiskutierten Themen des technischen Fortschritts und des wirtschaftlichen Erfolgs um jeden Preis finden sich nicht beim in Lugano geborenen Fotografen. Die Bedeutung von Vicaris Werk liegt in der Fähigkeit, die Komplexität eines Territoriums auf der Suche nach seiner Identität in einer Weise wiederzugeben, die nie ins Banale abgleitet.