Die konstruktiv-konkrete Malerei von Richard Paul Lohse, die auf rationalen, seriellen und modularen Prinzipien beruht, weist zahlreiche Parallelen zur Entwurfshaltung einer Architektengeneration auf, die der Moderne und einer reduzierten Formensprache verpflichtet war. Ein Gespräch mit Annalisa Viati und Nicola Navone gibt Einblicke in die Tessiner Architektur der Nachkriegszeit und rückt dabei das Werk von Peppo Brivio (1923–2016) sowie den Dialog zwischen bildender Kunst und Architektur jener Jahre in den Fokus.

Ausgehend von Lohses malerischen Entwicklungen zeigt die Veranstaltung, wie diese Anliegen in den architektonischen Forschungen jener Zeit Widerhall fanden und wie die Nähe zwischen künstlerischem Entwurf und der Gestaltung des gebauten Raums in einem sich schnell wandelnden Umfeld sichtbar wird.

Annalisa Viati ist Architekturhistorikerin, Professorin für Histoire et Cultures architecturales an der Ensa Versailles, Mitglied des LéaV – Forschungslabors der Ensa Versailles – sowie der Ecole Doctorale “Sciences Sociales et Humanités” der Université Paris-Saclay. Seit 2006 ist sie Forscherin am Archivio del Moderno der Università della Svizzera italiana, wo sie internationale Forschungsprojekte zur Architektur des 20. Jahrhunderts in Italien, der Schweiz und Frankreich leitet oder mitbetreut. Viele ihrer Arbeiten widmen sich den Wechselbeziehungen zwischen Architektur und Kunst sowie den räumlichen und wahrnehmungsbezogenen Qualitäten des Innenraums. Sie ist Autorin von Verso un’architettura concreta. Peppo Brivio Le prime opere (Bellinzona 2021) und “La Saracena” di Luigi Moretti tra suggestioni mediterranee, barocche e informali (Mendrisio-Cinisello Balsamo 2012). Zudem ist sie Mitherausgeberin mehrerer Publikationen, darunter Les intérieurs aujourd’hui. Analyses, projets, usages (Lille 2024), Marco Zanuso Architettura e design (Mailand 2020) und Giulio Minoletti (1910-1981). Lo spettacolo dell’architettura (Mendrisio-Cinisello Balsamo 2017). Gegenwärtig leitet sie gemeinsam mit Christian Sumi die Herausgabe des Gesamtwerks von Marco Zanuso (Band I – Architektur).

Nicola Navone, Architekt (ETH Zürich) und promovierter Forscher (Université Paris-Saclay), ist stellvertretender Direktor und ab dem 1. März 2025 Interimdirektor des Archivio del Moderno. Er lehrt an der Accademia di architettura in Mendrisio der Università della Svizzera italiana und ist Mitglied des Doktoratskollegs “Architettura. Innovazione e Patrimonio” der Università Roma Tre. Er hat Ausstellungen und Tagungen in der Schweiz und im Ausland (London, Rom, Sankt Petersburg, Venedig, Vicenza) kuratiert und das vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Forschungsprojekt “L’architettura nel Cantone Ticino, 1945-1980” geleitet. Zu seinen Veröffentlichungen über die Architektur des 20. Jahrhunderts im Tessin zählen Il Bagno di Bellinzona von Aurelio Galfetti, Flora Ruchat-Roncati und Ivo Trümpy (mit Bruno Reichlin, Mendrisio 2010) sowie Un dialogo ininterrotto. Studi su Flora Ruchat-Roncati (mit Flora Maffioletti und Carlo Toson, Padua 2018). Er hat zudem eine Auswahl von Texten von Flora Ruchat-Roncati herausgegeben, Memoria e trasformazione. Scritti e conversazioni su architettura e territorio (Bellinzona 2022), und die ersten beiden Bände der Guida storico-critica all’architettura del XX secolo nel Cantone Ticino, frei zugänglich unter www.ticino4580.ch

Bild auf dem Cover
Peppo Brivio, Mehrfamilienhaus “Albairone”, Massagno, 1955–1956. Fondazione Archivi Architetti Ticinesi, Bestand Peppo Brivio.

 

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